Dank Internet ist Heimarbeit für einige Berufe durchaus sinnvoll. Daher schlagen die Grünen vor, Home Office zu reglementieren. Doch ein Forschungsinstitut warnt davor.
Laut dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) e.V. haben im Jahr 2012 12% aller Erwerbstätigen ihre Arbeit von zu Hause aus verrichtet. Das sind 5 Millionen Erwerbstätige. Vor allem Hochschulabsolventen ziehen es häufiger vor, ihre Arbeit von zu Hause aus zu erledigen. Manager, Wissenschaftler, Juristen, Publizisten oder Ingenieure gehören zu den Berufsgruppen, die bevorzugt einer häuslichen Erwerbsarbeit nachgehen.
Trend der Heimarbeit in Deutschland rückläufig
Damit ist erwiesen, dass Home Office in Deutschland verbreitet ist. Im EU-Vergleich allerdings landen die Deutschen im unteren Mittelfeld. Der Anteil der häuslichen Erwerbstätigen in Skandinavien und in den westeuropäischen Ländern liegt deutlich höher. Nicht nur das – in Deutschland ist die Zahl der Heimarbeiter nach der Jahrtausendwende sogar rückläufig.
Die Autoren der DIW-Studie können dieses Phänomen nicht erklären. Alle Faktoren, die eine Heimarbeit begünstigen können, haben auch in Deutschland zugenommen. Darunter die steigende Bedeutung und wachsender Anteil hochqualifizierter Tätigkeiten. Zwar könnte die hohe Dichte der Arbeitsplätze in der Industrie eine Erklärung bieten, warum der Trend der Heimarbeit in Deutschland rückläufig ist. Jedoch müsste eine ähnliche Situation auch in der Schweiz oder in Österreich zu beobachten sein, was nicht der Fall ist.
Viel Kritik für den Vorschlag der Grünen nach Regulierung
“Als Erklärung bliebe nur, dass die Arbeitsbedingungen in anderen Ländern so gestaltet sind, dass sie bessere Möglichkeiten zur häuslichen Erwerbsarbeit bieten.”, so die Autoren der DIW-Studie.
Vor diesem Hintergrund erscheint die Offensive der Grünen sinnvoll. Sie fordern nach dem Vorbild der Niederlande einen Rechtsanspruch auf Home Office. Durch Änderung des Arbeitszeitgesetzes und der Gewerbeordnung möchten sie durchsetzen, dass jeder Erwerbstätige mindestens einen Tag in der Woche von zu Hause aus arbeiten darf. Das gilt natürlich für Berufe, bei denen Home Office Sinn machen. Außerdem sollen die Arbeitgeber ein Vetorecht bekommen.
DIW: Erst forschen, dann regulieren
Auf die Grünen prasselte reichlich Kritik ein. Von Bevormundung über Bedenken zum Datenschutz bis zur Gesundheit des Arbeitnehmers, für die auch der Arbeitgeber verantwortlich ist, wurde ein Katalog von Einwänden formuliert. Die Autoren der DIW-Studie allerdings weisen auf einen anderen zentralen Einwand hin, die Regulierung der Heimarbeit mit Vorsicht anzustreben:
“Wenn seitens der Politik eine bessere Vereinbarung von Erwerbsarbeit und Familie über vermehrte häusliche Berufstätigkeit angestrebt wird, wäre zunächst zu klären, warum sie in anderen Staaten stärker als hierzulande verbreitet ist. Es wäre daher voreilig, vor Beantwortung der offenen Fragen über gesetzliche Regulierungen zur Förderung der Heimarbeit nachzudenken.”
(Dieser Artikel ist erstmals auf forgsight.com erschienen.)
Kommentar hinterlassen