Zwei von drei Arbeitnehmern in Deutschland sind bereit, sich regelmäßig weiterzubilden, um auf dem Jobmarkt nicht den Anschluss zu verlieren. Zugleich zeigen sich 58 Prozent zuversichtlich, auch im digitalen Zeitalter den Ansprüchen des Arbeitsmarkts gerecht zu werden. Dies sind zwei Ergebnisse aus einer internationalen Studie unter 10.000 Beschäftigten. Die Bereitschaft der Deutschen, ein Unternehmen zu gründen, ist im Vergleich zu Indern und Chinesen schwach.
„Im digitalen Zeitalter wird die Arbeitswelt komplexer. Technologische Entwicklungen wie ‚Künstliche Intelligenz‘ oder ‚Machine Learning‘ lassen alte Jobs verschwinden, aber auch neue entstehen. Dabei ändern sich die Anforderungen an Arbeitnehmer. Es kommt weniger auf einmal erworbenes Wissen an – sondern darauf, sein Know-how fortlaufend den sich verändernden Umständen anzupassen.“, sagt Nicole Elert. Sie ist Leiterin der Praxisgruppe Arbeits- und Sozialrecht bei der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in Deutschland. Sie wertet es positiv, dass 65 Prozent der Deutschen genau dazu bereit sind. Das sei ein „sehr positives Signal“ kommentiert Elert die Ergebnisse einer Studie der PwC.
Die Deutschen stellen sich für die Zukunft auf eine Arbeitswelt ein, in der die eigenen Jobchancen entscheidend von der Bereitschaft abhängen, sich regelmäßig weiterzubilden. Das zeigt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter mehr als 10.000 Beschäftigten in den USA, China, Indien, Großbritannien und Deutschland. Die Teilnehmer wurden dabei unter anderem mit folgendem Statement konfrontiert: „Um meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu wahren, bin ich bereit, mir neue Fähigkeiten anzueignen oder sogar komplett umzuschulen.“ 41 Prozent der Befragten hierzulande stimmten dieser Aussage grundsätzlich zu, 24 Prozent unterstützten sie sogar ausdrücklich. Während sich 18 Prozent unentschieden zeigten, meinten nur 12 Prozent, sie seien nicht dazu bereit.
In Indien sind sogar 89 Prozent zum lebenslangen Lernen bereit
Tatsächlich sind in den USA 75 Prozent der Arbeitnehmer zum lebenslangen Lernen bereit. In China liegt die Zustimmung bei 73 Prozent, in Indien sogar bei 89 Prozent – dafür zeigen sich die Briten mit 62 Prozent etwas zurückhaltender als die Deutschen. Für die Experten der PwC überrascht die Zurückhaltung der Deutschen in dieser Frage wenig. Die Veränderungsbereitschaft in den aufstrebenden asiatischen Ländern tendenziell höher ausfällt als in Europa, war zu erwarten gewesen. „Viele Chinesen und Inder haben von der Globalisierung des Arbeitsmarkts stark profitiert – entsprechend setzen sie darauf, dass es in Zukunft weiter aufwärts geht. Im Vergleich dazu fällt das Meinungsbild hierzulande eher differenziert aus“, sagt Till Lohmann, Experte für Personalmanagement bei PwC in Deutschland.
Befragt nach ihren zukünftigen Aussichten auf dem Arbeitsmarkt, zeigen sich 36 Prozent der Deutschen „sehr zuversichtlich, den Anforderungen gerecht zu werden“. Weitere 22 Prozent sehen für sich selber sogar „tolle Gelegenheiten“. Zugleich meinen allerdings 33 Prozent, sie betrachteten ihre persönlichen Jobperspektiven für die Zukunft eher mit Sorge. Dabei ist die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes jedoch nicht gleichzusetzen mit der Furcht, dass Maschinen oder Roboter die eigene Tätigkeit übernehmen könnten. Nur 18 Prozent der Deutschen rechnen damit, dass der technologische Fortschritt die eigenen Jobchancen in Zukunft sinken lässt. Dagegen glauben 48 Prozent an einen positiven Effekt, 34 Prozent zeigen sich neutral.
Bereitschaft zur Unternehmensgründung in Deutschland schwach
Dass Jobsicherheit für die Deutschen ein wichtiger Faktor ist, bedeutet nicht zwingend, dass sie an der etablierten Arbeitswelt festhalten wollen. Im Gegenteil: Auf die Frage, wo sie idealerweise in den nächsten fünf bis zehn Jahren tätig sein möchten, meinten nur 23 Prozent, „in einem traditionellen Arbeitsumfeld“. 31 Prozent gaben hingegen an, für sie sei der Arbeitsplatz im besten Fall „ein Ort, an dem man sich mit anderen Menschen persönlich austauschen kann“. Nur 14 Prozent meinten dagegen, ihnen komme es in erster Linie darauf an, möglichst selbstbestimmt zu arbeiten. Dazu passt, dass sich nur gut jeder dritte Deutschen gerne selbständig machen würde – in den USA sind es 62 Prozent, in China 53 Prozent und in Indien sogar 74 Prozent. „Das zeigt, dass der Unternehmergeist hierzulande leider immer noch vergleichsweise schwach ausgeprägt ist“, sagt PwC-Partnerin Elert.
Vier Szenarien zur Entwicklung des Arbeitsmarkts
Die Befragung war Teil der kürzlich veröffentlichte PwC-Studie „Workforce of the future“, in der vier mögliche Pfade skizziert werden, die der Jobmarkt bis 2030 nehmen könnte. Ein Szenario handelt dabei von einer Arbeitswelt, die immer stärker von den Bedürfnissen entfesselter digitaler Unternehmen dominiert wird – auf Kosten klassischer Arbeitnehmerrechte. Soweit muss es allerdings nicht kommen. Denn ebenso denkbar ist, dass es Politik und Verbrauchern auch im digitalen Zeitalter gelingen wird, die Innovationskraft der Wirtschaft in Bahnen zu lenken, die einen gesellschaftlichen Mehrwert versprechen. „Wie auch immer die Arbeitswelt in 2030 aussehen wird – Unternehmen und Arbeitnehmer tun gleichermaßen gut daran, sich jetzt schon intensiv mit den anstehenden Veränderungen auseinanderzusetzen“, so PwC-Partner Lohmann. (pwx/workplace-innovation)
Die PwC-Studie „Workforce of the future – The competing forces shaping 2030“ kann auf der Website der PwC kostenlos heruntergeladen werden.
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