Fundstück: Austausch statt Isolation

Kooperative Arbeitsformen liegen im Trend: Immer mehr Soloselbständige und Mikrounternehmen arbeiten gemeinsam in Coworking Spaces. Sie lassen autonomes Arbeiten zu, fördern aber auch die berufliche und soziale Integration. Das machen die WZB-Forscherinnen Janet Merkel und Maria Oppen deutlich. (Foto: pascalmwiemers)

Ein bemerkenswertes Fundstück aus 2013. Das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) untersuchte die Bedeutung von Coworking auf die Arbeitswelt. Die Prognose der beiden Autorinnen bestätigt die Gegenwart: Coworking ist nicht nur für Freiberufler interessant, sondern verändert auch die Büroarchitektur klassischer Unternehmen.  

Obwohl Coworking ein junges Phänomen ist, gibt es dazu zahlreiche Untersuchungen. Die prominentesten Studien liefert das Fachmagazin “Deskmag”. Selbstredend stehen in seinem Mittelpunkt die Coworking Spaces. Neben der jährlichen “Coworking Survey” führt es Umfragen zur Sozialstruktur der Coworking-User, über den Einsatz von Technologien oder über die Marktsituation der Coworking-Anbieter.

 

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Coworking liegt darüber hinaus im Interessenfeld der Wissenschaft. Das Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) beispielsweise hat vor über vier Jahren zu Coworking geforscht. Die dazugehörige Veröffentlichung ist extrem spannend. Zum einen wirkt sie wie eine Stimme aus der jüngeren Vergangenheit, die hilft, die Gegenwart abzuklopfen. Wo steht Coworking heute? Zum anderen diskutiert die Studie, die Bedeutung von Coworking in einer sich verändernden Arbeitswelt.

Coworking schützt vor sozialer Isolation

“Kooperative Arbeitsformen liegen im Trend, besonders unter kreativ Tätigen. Immer mehr Soloselbständige und Mikrounternehmen arbeiten gemeinsam in Coworking Spaces. Sie lassen autonomes Arbeiten zu, fördern aber auch die berufliche und soziale Integration”, fassen die Forscherinnen Janet Merkel und Maria Oppen die Erkenntnisse ihrer Untersuchung.

Das kommt dem Bedürfnis der Nutzer nach sozialer Integration entgegen, denn Coworking Spaces schützen vor sozialer Isolation und ermöglichen Zusammenarbeit auch jenseits von organisatorischer Zugehörigkeit zu einem Unternehmen. Ein Trend in der Arbeitswelt wird mit dem Begriff “Entgrenzung” zusammengefasst. Eine neue Arbeitskultur, neue Technologien und veränderte Anforderungen an Erwerbstätige bedingen ein Arbeitsleben, das nicht mehr innerhalb einer Organisation stattfinden muss.

Corporate Coworking bzw. Corpoworking als Folge-Trend

Prototypisch für diese Entwicklung stehen ebendiese ‘Soloselbständige’ und ‘Mikrounternehmer’, wie sie in der Studie heißen. Heute würde man die Startups in diese Aufzählung einreihen. Coworking unterstützt die berufliche Etablierung von Selbständigen, so die Forscherinnen: „Die losen, aber verlässlichen Kooperationen beugen dem Einzelkämpfertum vor und sind offensichtlich eine kollektive Bewältigungsstrategie“.

Merkel und Oppen, die beiden Wissenschaftlerinnen und Autoren der Studie, prognostizierten, dass Coworking nicht auf die Soloselbständige und Mikrounternehmer begrenzt ist. Vielmehr erwarteten sie die Ausweitung des Coworkings auf etablierten Unternehmen. “Die wachsenden Erfahrungen mit Coworking sind damit nicht nur auf das gemeinsame Nebeneinanderarbeiten von Selbstständigen in Coworking Spaces begrenzt, sondern sie haben auch Experimente mit neuen Koordinationsmustern in Unternehmen angeregt”, waren sich die Autorinnen schon damals sicher.

Heute, vier Jahre nach der WZB-Studie, hat dieses Phänomen einen konkreten Namen: Corpoworking bzw. Corporate Coworking. Unternehmen wie Microsoft, IBM, SAP oder TUI wenden diese Büroarchitektur erfolgreich an. (wzb/workplace-innovation)

DOWNLOAD WZB-STUDIE ZUM COWORKING

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